Fußbodenwahl

Hausbau, Planung

Was für ein Fußboden soll es werden? Es gibt nahezu unzählige Möglichkeiten: Parkett, Laminat, Fliesen, Kork, Estrich, Stein oder PVC. Wir haben uns bereits gegen Fliesen entschieden, da wir dies zu ungemütlich finden. Das bedeutet, dass es keine Fliesen in der Küche geben wird. 

Der Fußbodenbelag muss für Fußbodenheizung geeignet sein.

Warum wir uns für einen Vinylboden in den Wohnräumen und für Fliesen im Bad entschieden habt, könnt ihr unter anderen hier nachlesen.

Eigenschaften von Fussbodenbelägen

Neben der Farbe und Struktur gibt es weitaus wichtigere Eigenschaften die den Fußboden maßgeblich beeinflussen.

  • Stärke
  • Gewicht pro Quadratmeter
  • Nutzschicht
  • Oberfläche/ Oberflächenstruktur
  • Nutzungsklasse (DIN EN 685 / EN 1307/1470)
  • Abriebsklassen (DIN EN 13329)
  • Stoßbeanspruchung
  • Format (bsp. der Planken)
  • Resteindruck (EN 433)
  • Rutschhemmstufe (DIN 51130)
  • Rutschfestigkeit/Trittsicherheit (DIN 51130 / DIN51097)
  • Brandverhalten (EN 13501)
  • Lichtechtheit (ISO 105-B02)
  • Wärmedurchlasswiderstand
  • Stuhlrollenbeanspruchung (EN425)
  • Trittschallverbesserungsmass (EN140-8)
  • Chemikalienbeständigkeit (EN 423)
  • Verschleissverhalten (EN 649)

Welche Nutzungsklassen gibt es?

Je nachdem wie stark der Boden zukünftig beansprucht wird, kann ein Blick auf die Beanspruchsungsklasse sinnvoll sein. Die DIN EN 685 ermöglicht einen europaweiten Vergleich der einzelnen Fußbodenbeläge. Zwei Hauptkategorien existieren:

  • Nutzung für den privaten Wohnbereich
  • Nutzung im gewerblichen bzw. öffentlichen Bereich

Die erste Ziffer der Nutzungsklasse, kurz NK, beschreibt den jeweiligen Bereich:

  • Ziffer 2 = privater Bereich
  • Ziffer 3 = gewerblich/öffentlicher Bereich
  • Ziffer 4 = industrieller Bereich

Die zweite Ziffer beschreibt die Haltbarkeit des Bodens. Diese Benutzungsintensität wird in drei, manchmal sogar in vier, Nummern unterteilt:

  • Ziffer 1 = gering
  • Ziffer 2 = normal
  • Ziffer 3 = stark
  • Ziffer 4 = sehr stark

Ob in der DIN tatsächlich von einer Nutzungsklasse 34 gesprochen wird, konnte ich nicht prüfen. Scheinbar vergeben einige Hersteller diese Nummer, um die eigene Qualität noch deutlich herauszustellen.

NutzungsklasseVerwendungsbereichBenutzungsintensitätEinsatz
21privatleicht, geringSchlafzimmer, Gästezimmer
22privatleicht, ständigKinderzimmer, Wohnzimmer, Esszimmer
23privatleicht, intensivEingangsbereich, Küche, Diele, Büro
31gewerblichleicht, geringHotelzimmer, Büro
32gewerblichmittel, ständigKonferenzraum, kleinere Läden
33gewerblichstark, intensivEmpfangsraum, Verkaufsraum
41industriellleicht, geringWerkstatt (sitzende Tätigkeiten)
42industriellmittel, ständigLagerräume
43industriellstark, intensivProduktsionshallen

Zusammenhang zur Abriebsklasse

Ab und an wird auch die Abriebklasse angegeben. Dieser Wert definiert, wie lange ein Bodenbelag einer definierten Beanspruchung trotzt. Je höher die Zahl ist, desto abriebfester ist der Fußboden, desto seltener entstehen irreparable Schäden. Da es einen direkten Zusammenhang zur jeweiligen Nutzungsklasse gibt, werden die Werte auch synonym verwendet:

NK 21 = AC 1 = IP-Wert ≥ 900 Umdrehungen = sehr geringe Beanspruchung (Schlaf- und Badezimmer)

NK 22 = AC 2 = IP-Wert ≥ 1500 Umdrehungen  = geringe Beanspruchung (Wohn- und Esszimmer)

NK 23/31 = AC 3 = IP-Wert ≥ 2000 Umdrehungen = mittlere Beanspruchung (Wohnräume)

NK 32 = AC 4 = IP-Wert ≥ 4000 Umdrehungen = hohe Beanspruchung (Geschäftsböden)

NK 33 = AC 5 = IP-Wert ≥ 6000 Umdrehungen = sehr hohe Beanspruchung (gewerbliche Geschäftshallen)

Ermittelt wird dieser Wert in einer Prüfvorrichtung. Dabei wird ein mit Schleifpapier bespanntes Rad auf dem Boden gedreht und regelmäßig auf seinen Abrieb hin untersucht. Sobald ein klar erkennbarer Durchrieb der Oberfläche vorhanden ist, wird von einem Anfangsabriebpunkt gesprochen. Dies wird als IP-Wert bezeichnet.

Rutschfestigkeit und Trittsicherheit

R9 oder R10 gilt als Standard für Wohn- und Arbeitsbereiche.

Diese Eigenschaft kommt besonders in Nassräumen zum Tragen und richtet sich demnach besonders an Fliesenböden. Allerdings kann die Eigenschaft auch in der Küche von Bedeutung sein.

Drei Werte gibt es hierbei zu beachten:

  • Rutschsicherheitswerte R mit Gradzahlen
  • Verdrängungsräume V
  • Barfussnassbereich A, B, C

Was ist der Rutschsicherheitswert?

Dieser Wert wird in den Gruppen R9 bis R13 unterteilt. Im Gegensatz zu anderen Werten ist mehr nicht unbedingt besser. Je rauer die Oberfläche ist, desto trittsicherer ist der Bodenbelag. Aber die Reinigung ist komplizierter und die Kosten unverhältnismäßig hoch.

R-WertHaftreibwertGradzahlenAnwendung
R 9gering6° - 10°private Anwendung
R 10normal>6° - 19°barrierefreie Anwendung
R 11erhöht>19° - 27°
R 12groß>27° - 35°
R 13sehr groß>35°

Was ist der Verdrängungsraum V?

Der Wert V gibt an, welche Menge an Flüssigkeit in cm³ der Boden auf einer Fläche von dm² aufzunehmen hat. Dieser Wert ist meiner Meinung nach besonders in Arbeitsbereichen, also beispielsweise der Küche wichtig.

Die Gruppen werden nach ihrem Mindestvolumen beziffert. Verdrängungsraum V6 kann demzufolge 6 Kubikzentimeter Flüssigkeit auf einer Fläche von einem Quadratdezimeter aufnehmen.

GruppeMindestvolumen
V44 cm³/dm²
V66 cm³/dm²
V88 cm³/dm²
V1010 cm³/dm²

Was wird als Barfussnassbereich bezeichnet?

Als Ergänzung zum Wert der Rutschsicherheit ergeben sich folgende Rutschsicherheitswerte.

BewertungsgruppeMindestwinkelAnwendung
A12°trockene Böden, Umkleideraum
B18°nasse Böden, Dusche
C24°Schwimmbäder, Durchschreitebecken

Eine Fliese im Bad sollte demnach R10A aufweisen, in der Dusche R10B und eine Treppe ins Schwimmbecken R10C. Sucht ihr also eine Fliese für den Boden im Bad und möchtet diese auch in der Dusche verwenden, solltet ihr auf das Kürzel R10B achten.

Unsere Fliesen in der Dusche werden lediglich als R9 bewertet und wir konnten noch keine Schwierigkeiten feststellen: Siehe Bad-Bemusterung.

Quelle: Wikipedia – Rutschsicherheit

Die Qual der Wahl

Soviel zur Theorie! Grundsätzlich kommt es darauf an, welcher Art von Fußboden euch in eurer Baubeschreibung angeboten wird.  Im Normalfall wird dies Laminat sein. Bei uns wird dieser mit 15€ pro Quadratmeter berechnet und in allen Zimmern verlegt. Sowie scheinbar im oberen Flur. Diese Information ist wichtig, denn es ist von großer Entscheidung, wie viel Quadratmeter ihr für den Fußboden benötigt.

Heute, am 18. Juni haben wir TTM, einen Fachmarkt für Bodenbeläge, besucht und uns beraten lassen. Dem Verkäufer war bewusst, dass wir sicherlich nichts kaufen werden, hat uns allerdings sehr gut beraten!

Laminat ist nur am Anfang günstiger

Der Verkäufer riet uns dringend von einem Laminatboden ab. Besonders in der Diele und in der Küche ist diese Fußbodenart zu empfindlich. Laminat reagiert auf Steine, Nässe und Sonne. Im Eingangsbereich werden häufig Steine mit hineingeführt. In der offenen Küche kann es nass sein und im Wohnzimmer durchfluten Lichtstrahlen den Raum. All diese Dinge passen nicht sonderlich gut zusammen. Daher geht man bei der Lebensdauer von etwa 5 Jahren aus.

Ich  halte diese Angabe für relativ negativ behaftet, denn wir wohnen seit fünf Jahren in unserer Wohnung und das Laminat schaut meiner Meinung nach noch vernünftig aus. Allerdings wird dieses im Wohnzimmer sehr selten mit Straßenschuhen betreten und wir haben auch nur eine Terrasse. Also laufen wir nicht mit nassen Schuhen über das Laminat. Und in der Küche haben wir aktuell Fliesen. All diese Punkte sprechen leider gegen den Einsatz von Laminat, da unser Fußboden länger halten soll.

Welche Alternativen kommen für uns in Frage?

Empfohlen wurden uns Vinyl-Böden. Da wir sowieso schon länger mit dem Gedanken gespielt haben, ging die Beratung in diese Richtung weiter.

Vinyl: geklickt oder geklebt?

Die Click-Variante lässt sich genau wie Laminat verlegen. Ist allerdings unempfindlicher gegenüber äußeren Einflüssen.

Für die geklebte Variante wird ein Bodenaufbau benötigt, denn der Estrich muss von Unebenheiten befreit werden. Der Unterboden wird geschliffen, abgesaugt und grundiert. Darauf wird eine Trittschallmatte gelegt und erst im Anschluss der Boden verklebt.

+ Verbund zwischen Estrich und Fußboden, wodurch die Fußbodenheizung sehr effektiv arbeitet

+ komplett ebenerdig, da innerhalb der  Zimmerübergänge mit einer verdeckten Schiene gearbeitet werden kann

+ große Designauswahl

+ unempfindlich gegenüber äußeren Einflüssen: Dreck, Nässe, Sonnenlicht

+ Stöße müssen nicht erkennbar sein

+ Verfärbungen fallen kaum

– Preis schwer abschätzbar, da die Vorbereitung kompliziert ist

Aktuell gefallen uns die Vorteile sehr. Klingt logisch und überzeugend. Gerade die Unempfindlichkeit gegenüber Wasser interessiert uns doch sehr, denn wir haben bereits häufiger überlegt an welcher Stelle wir den Hundenapf am besten positionieren.

Gerade im Sitzbereich bleiben Kratzer nicht aus. Daher habe ich passend zum Text hier einen Selbsttest angefertigt und einen solchen Kratzer schlicht mit Wasser bearbeitet. Ich war sehr überrascht, wie unsichtbar dieser wird.

Kratzer im Vinyl: vorher und nachher (leider in unterschiedlicher Helligkeit)

Kratzer die durch unsachgemäße Behandlung entstehen, sind allerdings meist Tiefer und bleiben auch nach dieser Behandlung bestehen. Hier kenne ich noch keine Lösung.

PU/PVC

Wir haben uns eine Auswahl von „DESIGNline“ Noble (windmoeller-flooring.de) betrachtet. Der Verkaufspreis liegt bei etwa 45 Euro pro Quadratmeter.

Stärke: 2,5mm

Nutzschicht: 0,5mm

Nutzungsklasse 34/42

Plankenformat: 900x450mm

Lindura

Lindura ist ein natürlicher Boden und ein Markenname der Firma Meister. Aufgebaut wie Korkparkett nur mit Echtholz Ober-/Deckschicht. Preis liegt bei ca. 50€/qm

Vorteile und Nachteile von Vinyl-Böden

+ niedrige Aufbauhöhe möglich

+ sehr unempfindlich gegen Feuchtigkeit (kann im Badezimmer verlegt werden)

In dem Fall kein Klickvinyl mit MDF oder HDF Platte verwenden

+ große Auswahl an Optiken

– Vinyl ist ein reiner PVC Boden

Fliesen

Der Klassiker für Nassbereiche (Bäder), häufig in der Küche anzutreffen und ab und an im gesamten Haus. Für uns war frühzeitig klar, dass wir Fliesen lediglich in den Bädern sowie im HWR verlegen lassen möchten. Wir empfinden Fliesen als kühl und haben uns daher dagegen entschieden.

Worauf beim Fliesenkauf achten? erklärt die Infografik gut. Weiterführend meine Ratschläge.

Fliesen gelten als praktisch, doch warum eigentlich? Weil man diese nass wischen kann?

Auch im Bad müssen es keine Fliesen sein, dennoch ist dies einfach so typisch, dass wir gar nicht an ein anderes Material gedacht haben.

Weitere Fußbodenbeläge

Irgendwann möchte ich alle meine Gedanken zu einzelnen Fußbodenbelägen notierten. Im Moment muss allerdings eine bewertete Liste genügen:

  • Auslegware – in Schlafräumen kann dies toll sein
  • Parkett – hochwertig, langlebig
  • Kork – relativ weicher Bodenbelag, verfärbt sich durch Sonnenlicht
  • Leder – gibt es tatsächlich, wirkt sicherlich sehr exklusiv (Video von ProSieben.de Galileo)
  • (Design)estrich – sehr aufwändig, kann viel schief gehen
  • Linoleum – hat zu Unrecht einen schlechten Ruf

Interessante Verweise

Zumindest Parkett, Laminat, Planken, PVC und Teppich wirs kurz beschrieben – Hertie.de Ratgeber

Bereits recht ausführliche Übersicht zu einzelnen Bodenbelägen auf wohncore.de

2 Gedanken zu „Fußbodenwahl“

  1. Guten Abend!

    Wieder ein sehr interessanter Beitrag!
    Haben Sie auch in weiteren Räumen (wie Küche) Vinylböden verlegt?
    Wie zufrieden sind Sie mit dem Boden?

    Wir überlegen ggf. auch in der Diele auf Fliesen zu verzichten…

    Beste Grüße
    Florian

    Antworten
  2. Wir haben in allen Räumen Vinyl verlegen lassen – bis auf die Bäder und den HWR. Aktuell sind wir zufrieden.

    Der Schallschutz ist etwas geringer, da wir uns für die Klebe-Variante entschieden haben und dadurch keine weitere Schicht unter dem Vinyl existiert.

    Antworten

Schreibe einen Kommentar